Die Deutsche Schule Las Palmas stellt sich den Herausforderungen der Coronakrise
Die Deutsche Schule Las Palmas feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Doch die Feierlichkeiten zu dem Ereignis mussten wie alle anderen Großveranstaltungen aufgrund der Coronakrise verschoben werden. Wie in allen anderen Schulen in Spanien und Deutschland ist der Präsenzunterricht ausgesetzt und man hat auf Online-Unterricht umgestellt. Über die Schwierigkeiten und Chancen, die diese Situation für Schulen darstellt, unterhalten wir uns mit Schulleiter Martin Schweinsberg.
Was ist das Besondere an der Deutschen Schule Las Palmas?
Wir sind eine Schule in privater Trägerschaft, die vom deutschen Staat als Ersatzschule anerkannt ist. Das bedeutet konkret, dass wir materielle und personelle Unterstützung aus Deutschland erhalten, und dass unsere Abschlüsse vom deutschen Staat anerkannt werden. Unsere Absolventen erhalten das spanische Bachillerato und das deutsche Abitur, also die Berechtigung in Deutschland zu studieren.
Um das zu erreichen, benötigen unsere Schüler hervorragende Deutschkenntnisse. Daher haben wir ein umfassendes, aufeinander abgestimmtes Deutschkonzept, das mit der Vorschule beginnt und sich bis in die Oberstufe erstreckt. In der Vorschule beginnen die Kinder Deutsch zu lernen, so dass der Unterricht ab Klasse 1 in den meisten Fächern auf Deutsch stattfinden kann. Bis auf wenige Ausnahmen sprechen alle Erzieherinnen und Lehrkräfte Deutsch als Muttersprache und sprechen daher sowohl im Unterricht als auch in den Pausen nur Deutsch mit den Schülern.
Wir verstehen uns als Begegnungsschule, also eine Schule in der mindestens zwei Kulturen zusammenkommen, um voneinander zu lernen und zu profitieren. Das ist nicht nur für die Schüler bereichernd, auch wir deutschen Lehrer lernen von der spanischen Kultur. „Begegnung“ ist ein zentraler Wert unserer Schule, der auch im Leitbild verankert ist: die Begegnung zwischen den Kulturen, das Von- und Miteinanderlernen vom Kindergarten bis zum Abitur sowie die damit verbundenen Werte wie Teamfähigkeit und Toleranz bestimmen den schulischen Alltag.
Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?
Für uns alle kam die Schließung der Schulen sehr kurzfristig. Wir hatten kaum Zeit, den Schülern ihre Materialen mitzugeben. Die letzten Materialen haben wir erst letzte Woche an die Eltern verschickt. Auch mussten wir uns sofort den Herausforderungen des Online-Unterrichts stellen. Zum Glück waren wir schon vorher gut ausgestattet. Wir verfügen über eine schuleigene Online-Plattform, die wir schon seit Jahren nutzen, um Materialen bereitzustellen und zur internen Kommunikation.
Nichtsdestotrotz haben wir uns während der letzten Wochen enorm weiterentwickelt, haben weitere Plattformen und Online-Werkzeuge in den Unterricht integriert, so dass wir mittlerweile ein erstklassiges Online-Angebot mit Video-Konferenzen und Materialablage für unsere Schüler anbieten können. Dabei legen wir besonderen Wert auf Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit.
Welche Schwierigkeiten haben Sie bei der Umsetzung des Online-Unterrichts?
Die größte Schwierigkeit ist es, den Kontakt zu den Schülern zu halten. Diesen fehlt natürlich der persönliche Kontakt mit den Lehrern aber vor allem mit ihren Freunden.
Wir versuchen daher, möglichst viel mit den Schülern über Video-Konferenzen zu kommunizieren. Und zwar so, dass man tatsächlich ins Gespräch kommt. Das bedeutet zum Beispiel in der Grundschule, dass man sich in Kleingruppen trifft, so dass jeder zu Wort kommt. Das verringert insgesamt die Anzahl an Begegnungen, dafür sind diese dann qualitativ hochwertig und die Kinder reden tatsächlich mit dem Lehrer und auch miteinander. Natürlich machen wir aber auch ganz normalen Unterricht in diesen Videokonferenzen.
Eine weitere Schwierigkeit ist die Technik. Nicht in allen Familien sind genügend Endgeräte vorhanden, so dass man sich Computer, Tablet oder gar Handy eventuell mit Geschwistern oder mit den Eltern, wenn diese im Home-Office sind, teilen muss. Und nicht alle Haushalte haben einen Internetzugang, der schnell genug für Videokonferenzen ist. Wir versuchen mit betroffenen Schülern über Mail oder Telefon Kontakt zu halten.
Die Eltern machen sich natürlich auch Sorgen um die Lerninhalte und Abschlüsse. Da gibt es aber seitens der Bildungsbehörden große Flexibilität. Ich glaube, wir können das, was jetzt versäumt wird, im kommenden Schuljahr gut nacharbeiten und kompensieren, und ich bin sicher, dass kein Schüler durch diese Krise einen Nachteil haben wird.
Eine weitere große Herausforderung war der Online-Unterricht in der Vorschule.
Wie geht der Online-Unterricht in der Vorschule?
Die Umstellung der Vorschule in die Online Begleitung war für alle Beteiligten ein spannendes Vorhaben. Inzwischen gibt es eine sehr schöne und lebendige Webseite der Vorschule, die wöchentlich mit neuen Lernvideos und Arbeitsmappen zum aktuellen Projektthema und den verschiedenen Bildungsbereichen gestaltet wird. Die Online Vorschule orientiert sich an den deutschen Bildungsplänen für Kindertagesstätten und stellt die ganzheitliche Deutschförderung in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit.
Alle Kinder nehmen aktiv an den Einzel- und Kleingruppenvideokonferenzen mit ihren Vorschulpädagoginnen teil. Die fünfjährigen Kinder werden durch zusätzliche DaF Unterrichtstunden (Deutsch als Fremdsprache) per Video und durch gezielte Arbeitsprogramme auf den Übergang in die Grundschule vorbereitet.
Die Kinder haben die Möglichkeit ihre erworbenen Kenntnisse aus der Online Vorschule in kleinen Videos zu dokumentieren oder in den Lern- und Arbeitsmappen festzuhalten.
Zusammenfassend können wir sagen, dass auch die jüngsten Schüler der DSLPA durch die aktuelle Situation an die digitalen Medien herangeführt wurden. Mit diesen neuen Kompetenzen haben wir einen Grundstock gelegt, der in der Grundschule fortgeführt werden kann.
Wie gestaltet sich die Wiederaufnahme der neuen Vorschulkinder im September?
Wir sind aktuell dabei das Eingewöhnungskonzept für die neuen Kinder der Vorschule zu planen. Hierbei dürfen wir natürlich die aktuellen gesetzlichen Vorgaben nicht außer Acht lassen. Sobald es klare Regelungen von Seiten der Gesundheits- und Bildungsbehörden gibt, werden wir die Eltern informieren.
Da das Aufnahmeverfahren für die neuen Kinder durch die Corona Schließzeit unterbrochen wurde, haben wir die Anmeldefrist für das neue Schuljahr auf den 19.06.20 verlängert. D.h. alle Eltern, die sich für einen Kindergarten/ Vorschulplatz an der Deutschen Schule Las Palmas oder der Vorschule Süd in Raum Maspalomas interessieren, können einen Termin für ein Informationsgespräch mit der Vorschulleitung Frau Peters unter verwaltunge@dslpa.org vereinbaren.
Sehen Sie auch Chancen für Schule und Bildung, die sich in dieser Situation ergeben?
Zunächst einmal muss man sagen, dass unsere Schüler in den letzten Wochen sehr viel über digitale Medien gelernt haben. Das hätten wir im normalen Unterrichtbetrieb so nicht vermitteln können. Wir merken im Moment, wie wichtig das Thema Digitalisierung ist, und es wird mit Sicherheit in Zukunft noch wichtiger werden. Die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, ist bei allen sehr hoch, und das wollen wir nutzen, um das Thema voranzutreiben. Der Vorstand unserer Schule hat daher für das kommenden Schuljahr erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Die Schulgemeinde wird sich in Zukunft noch intensiver mit dem Thema Medienbildung auseinandersetzen.
Wir haben auch gelernt, wie wichtig Solidarität und Zusammenhalt sind. Ich bin sehr stolz, dass unser Vorstand einen Hilfsfond für Familien geschaffen hat, die durch Arbeitslosigkeit oder ERTE das Schulgeld nicht mehr leisten können. Wir möchten uns diese Gesinnung erhalten und pflegen, auch wenn es wieder losgeht mit dem Präsenzunterricht.
Kann man die wichtigsten Gründe, die für die DSLPA sprechen, kurz zusammenfassen?
– bilinguale Ausbildung vom Kindergarten bis zum Abitur
– gleichzeitiger Erwerb der deutschen Hochschulreife sowie des Bachillerato (Abiturschnitt im Jahr 2019: 2,2)
– fundierte Ausbildung in Fremdsprachen: Bestätigung des Niveaus in Deutsch C2, in Englisch B2, in Französisch B1 (diese Niveaus werden automatisch mit dem Abitur erworben)
– Gütesiegel „Exzellente Auslandsschule“, vergeben durch die deutschen Behörden
– regelmäßige Inspektionen durch die deutschen Behörden zur Garantie der Standards, der Qualität der Schule und der Abschlüsse
– kompetentes und qualifiziertes, muttersprachliches Lehrpersonal
– moderne technische Ausstattung in allen Unterrichtsräumen
– Lernen mit Ausblick in die Natur
– jährlich stattfindende Schüleraustauschfahrten nach Deutschland
– Angebot von Praktika in nationalen und internationalen Unternehmen (?)
– Vorbereitungskurse für die Zulassungsprüfungen der spanischen Universitäten (EBAU)
– Schulpsychologischer Dienst, Streitschlichtergruppe sowie Anti-Bullying Team
– Bus- und Mensaservice
– umfassendes außerunterrichtliches Nachmittagsangebot
– Vermittlung der Werte des Leitbildes: Begegnung, Respekt und Toleranz, Kommunikation, Kompetenz, Teamfähigkeit, Qualität